06. September 2024 von san mattia
Die letzten Jahre waren für mich eine aufregende und prägende Zeit: Ich bin nach Bern gezogen, durfte zusammen mit einem Orchester und «Zonedout 776» ein Konzert entwickeln und aufführen und konnte viele neue und wertvolle Kontakte in der Musikszene knüpfen (um nur ein paar Beispiele zu nennen). Nichtsdestotrotz war es lange Still auf meinen Profilen. Nun ist es aber so weit: Mein neues Album "Bhüet di Gott" ist endlich da!
Durch die neuen Bekanntschaften mit den Mitgliedern des Rap-Kollektivs «Zonedout 776», sowie dem Umzug vom Emmental in die Stadt Bern im Frühling 2023, fand ich mich in einem ganz neuen Umfeld. Nach meinem letzten Album «VITA» fiel es mir aber zunehmend schwer, mich im Hiphop weiterzuentwickeln: Immer wieder kamen die gleichen Zeilen, die gleichen Geschichten, die gleichen Gefühle. Es schien mir, als hätte ich in VITA alles gesagt, was es zu sagen gibt. Inspiriert von meinen musikalischen Wurzeln im Rock und einer neuen Akustik-Gitarre, die ich in meiner ersten Woche in Bern gekauft habe, fing ich aber an, Songs auf eine neue Weise zu schreiben.
Schon immer war die Gitarre ein zentraler Punkt meines musikalischen Schaffens. Auch in den zwei ersten Alben habe ich sie eingesetzt. Nie bekam sie aber den gleich grossen Platz, den sie in meinem Herz schon immer hatte. Mehr und mehr, teils bewusst, teils unbewusst, fing ich an, dies zu ändern.
Meine Arbeitsweise stellte sich auf den Kopf, den plötzlich waren es nicht mehr die Beats, die meine Grundlage waren, sondern Akkorde und Melodien, die ich in Echtzeit auf einem Instrument gespielt habe. Die Abgrenzung von einem festen Tempo, vollgepackten Rap-Strophen und einer anhaltenden «Ich-Perspektive» erlaubten mir, neue Inspiration zu tanken.
Minimalismus war für mich eine sehr prägende Grundlage für dieses Album: Weniger Text, dafür umso treffender und gewichtiger. Weniger Spuren und Instrumente, dafür die Melodien und Aufnahmen umso prägender und essenzieller. Weniger Effekte, dafür die Klänge umso echter und ehrlicher. Während der Entstehung des Albums habe ich immer wieder gesagt, es werde ein «puristisches Rockalbum». Auch wenn ich nun nicht mehr zu 100% hinter dieser Aussage stehe, sagt es doch viel über den Entstehungsprozess aus.
Das Album habe ich grösstenteils in meinem Zuhause in Bern geschrieben, in meiner alten Heimat in Hasle b. B. aufgenommen, und im Studio von Zonedout776 gemischt. Während dem ganzen Entstehungsprozess war mir sehr wichtig, den DIY-Aspekt zu bewahren, welcher immer schon ein wichtiger Aspekt meiner Musik gewesen ist. So habe ich diesmal das ganze Projekt auch selber gemischt und gemastert.
Die Instrumente habe ich, bis auf ein paar Ausnahmen, selbst eingespielt. Beim Schlagzeug bekam ich Hilfe von meinen Brüdern Beni (7 Songs) und Lukas Müri (1 Song). Auch mein jüngster Bruder Jon Müri ist auf einem Song am Piano vertreten. Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich aus solch einer talentierten Familie stammen darf. Wir alle sprechen musikalisch die gleiche Sprache und sie konnten meine Ideen perfekt verstehen und ergänzen.
Es ist ein Verabschiedungssatz, ein Wunsch, ein Mantra, ein Ausdruck von Hoffnung und Liebe – und der Name meines neuen Albums. Es hat mehrere Gründe, warum dieses der perfekte Titel für dieses Gesamtprojekt ist.
Das Album spielt sich in zwei Welten ab, die gar nicht so unterschiedlich sind: In der Realität aus meiner Perspektive, und in einem erfundenen apokalyptischen Zukunftsszenario. Man weiss dabei nie genau, wo die Grenzen dazwischen sind, denn die Übergänge sind in vielerlei Hinsicht fliessend. Diese Welten sind voller Hass, Gewalt, Ungerechtigkeit, Missgunst, Neid, Egoismus, Gier, falschem Stolz und Angst. Ein Gott oder eine höhere Macht hat in den meisten Köpfen keinen Platz, denn die Götter der aktuellen Zeit sind Geld, Macht, Likes, Reichweite, Sportvereine, Celebrities, die Karriere… - such dir etwas aus!
Der Titel drückt mein Wunsch für alle Menschen in dieser Welt aus - egal was auch passieren mag: «Bhüet di Gott!» Ob das nun tatsächlich ein Wesen im Himmel, eine höhere Energie, die innere Ruhe in der Meditation oder einfach eine innere Hoffnung auf mehr ist, spielt eigentlich gar keine Rolle. Hauptsache es ist echt und bietet einem Schutz vor allem Unguten dieser Welt. Und das ist der erste Grund für diesen Titel.
Zum zweiten ist der Satz ein weiterer Link zu meiner Familie. «Bhüet di Gott» gab mir mein Vater bei der Verabschiedung schon auf den Weg, als ich das erste Mal alleine aus dem Haus gegangen bin. Meine vier Geschwister und ich sind christlich aufgewachsen, was bis heute einen spürbaren Einfluss auf meinen Charakter, meine Moralvorstellungen, meine Weltanschauung, meinem Umgang mit Mitmenschen und meine eigene spirituelle Einstellung hat. Der Titel ist somit ein tiefer Blick in meine Seele, meine Verbindung zu meiner Familie und in meine Vergangenheit und Gegenwart als Mensch.
Zum aktuellen Zeitpunkt nicht mehr, als dass ich mich extrem darauf freue, das neue Album mit euch allen zu teilen. Ich habe nun schon eineinhalb Jahre alles für dieses Projekt gegeben und habe alles dafür geopfert, meine Ideen ohne Filter und so ehrlich wie möglich für die ganze Welt festzuhalten.
Ich hoffe das Album bringt euch zum Lachen und Weinen, zum Reflektieren und Handeln, zum Schweigen und Reden, zum Tanzen und Singen, zum Feiern und Trauern.
Und zuletzt: Bhüet di Gott!
san mattia
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Erst 21 jährig ist er - der gelernte Mediamatiker san mattia. Er hat sich der Rapmusik verschrieben, schreibt und produziert seit Jahren selber. Und was der junge Künstler zu bieten hat, ist rundum überzeugend, sein Umgang mit der Sprache frech, locker, dicht und immer wieder ungemein poetisch. Gefällt!